Der Gottesdienst
Gottesdienstliches Leben ist ein Markenzeichen der Diakonie. Für die Zieglerschen ist es selbstverständlich, in den verschiedenen Einrichtungen unterschiedlichste Gottesdienste zu feiern.
In Gottesdiensten erfahren alle Menschen die Liebe Gottes als Kraft für diakonisches Tun und Handeln. Der Fernsehgottesdienst »Stunde des Höchsten« zeichnet sich aus durch:
- einen Ort (Kapelle auf dem Höchsten)
- Maren Hoffmann-Rothe und Johannes Ehrismann als Gastgeberin und Gastgeber
- kein Publikum bei der Aufzeichnung (wir möchten mit Ihnen »unter vier Augen« in ihrem Wohnzimmer Gottesdienst feiern)
- Sendezeiten, die nicht mit den üblichen Gottesdienstzeiten der Kirchengemeinde kollidieren.
Im Gottesdienst selbst treten jedes Mal bekannte Künstler auf, die mit ihrer Musik den Gottesdienst bereichern. Außerdem ist jeden Sonntag ein interessanter Talkgast in der »Stunde des Höchsten«, mit denen unsere Gastgeber ins Gespräch kommt.
Die Kapelle
Ursprünglich wurde die »Kapelle auf dem Höchsten« (Rubacker, 88693 Deggenhausertal) auf dem »Höchsten« für Patientinnen des Fachkrankenhauses Höchsten (einer Klinik für Frauen mit Suchterkrankungen) gebaut. Hier wurden Gottesdienste gefeiert, Gespräche geführt, Auszeiten verbracht. Nicht nur Körper, Seele und soziales Gefüge, sondern auch die Beziehung zu Gott sollte nach einer Suchterkrankung geheilt werden. Ehemalige Patientinnen und Patienten der Suchthilfe der Zieglerschen hatten mit ihren Spenden den Bau der Kapelle ermöglicht, damit nachfolgende Patientinnen der Fachklinik einen Ort der Einkehr haben.
Die »Kapelle auf dem Höchsten« ist ein besonderes Kleinod: Sie ist ein Ort der Ruhe und Einkehr. Ein Ort, an dem christlicher Glaube nach innen und nach außen strahlt. Ein Ort, der vielen Menschen am Herzen liegt und Teil ihres Lebens ist.
Die Kapelle gehört zum traditionsreichen, diakonischen Sozialunternehmen »Die Zieglerschen«, das in den Hilfefeldern Altenhilfe, Behindertenhilfe, Hör-Sprachzentrum, Suchthilfe, Jugendhilfe und Integration in Arbeit aktiv ist. »Wir bieten Raum für den christlichen Glauben«, haben die Zieglerschen in ihrem Leitbild formuliert. Mit der »Stunde des Höchsten« bringen sie Gottesdienste durch das Fernsehen direkt zu den Menschen ‒ auch in Deutscher Gebärdensprache.
Rund 500.000 Menschen feiern jede Woche Gottesdienst vor dem Fernseher. Ihnen allen ist die »Kapelle auf dem Höchsten« ‒ als fester Drehort seit Beginn des TV-Gottesdienstes 2009 ‒ ans Herz gewachsen. Spaziergänger und Touristen finden in der Kapelle einen Ruhepunkt auf ihrem Weg für eine kleine Auszeit, ein stilles Gebet, ein tiefes Durchatmen.
Die Kapelle steht auf denkwürdigem Gelände, denn sie ist der jüngste Ableger eines im 14. Jahrhundert gegründeten Klosters, in dem kranke Menschen Hilfe suchten, vor allem gegen Leiden der Seele und der Augen.
Die Bleiglasfenster von Andreas Felger
In der Kapelle befinden sich sechs Glasfenster von Andreas Felger zu den »Ich-bin-Worten« Jesu, außerdem ein Brunnen, der an das lebendige Wasser aus der Quelle Gottes erinnert.
»Ich bin das Wasser des Lebens!« (Johannes 4, 10)
Jesus trifft eine Frau am Jakobsbrunnen in Samarien. Diese Frau hat großen Durst nach Leben. Sie wohnt nun schon mit dem sechsten Mann zusammen. Sex kann ihre innere Leere nicht mehr füllen, ihren Durst nach Leben nicht stillen. Sie möchte unerkannt bleiben. Doch durch ihren Lebenswandel ist sie zur Außenseiterin geworden. Sie fühlt sich nicht nur unerfüllt, sondern auch von der Gesellschaft verachtet. Jesus spricht offen mit ihr. Er sieht ihren quälenden Durst, ihre Suche nach Leben. Er bietet ihr »lebendiges Wasser« an: »Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben, den wird niemals mehr dürsten.«
In Lila gehüllt ist die Frau. Diese Farbe bringt ihre Bereitschaft zu Umkehr und neuem Leben zum Ausdruck. Sie kniet zu Jesu Füßen. Sie gibt ihm ihr Kostbarstes, ihr Leben. Jesus, in Weiß, hört zu, versteht. Er gibt ihr in einer Geste - im Übermanteln und Segnen - ihre Selbstachtung zurück und bringt ihr seine Vergebung entgegen.
»Ich bin die Auferstehung und das Leben!« (Johannes 11, 25)
»Unter allen Ich-bin-Worten ist dies das gewaltigste und unglaublichste.« Martin Luther spricht offen aus, was wir alle verdrängen: »Wir sind allesamt zum Tode gefordert, und es muß ein jeder selbst für sich auf die Schanze treten. Du bist nicht mehr bei mir, und ich bin nicht bei dir.« Deshalb meint Sigmund Freud: »Im Grunde glaubt keiner an seinen eigenen Tod.« Aber nicht nur der leibliche Tod ist gemeint. In der Sklaverei der Suchterkrankung verarmt das sellische Leben bis schließlich jede Regung stirbt.
Ein Lichtstrahl dringt von oben nach unten. Wie wenn ein Fels zerspringt, so ist die Finsternis zerteilt und aufgebrochen. Im Goldgelb angedeutet, dringt die Macht Gottes bis in die tiefsten Tiefen. In der Kraft des Heiligen Geistes ist Christus auferstanden. Die Wunden seines Körpers, die Nägelmale leuchten rot auf. Jesus hat den Tod bezwungen.
»Ich bin die Tür!« (Johannes 10, 9)
Eine geschlossene Tür trennt. In uns wird die Sehnsucht nach der bergenden Atmosphäre uns vertrauter Menschen wach. Oder steigen aus unserer Erinnerung andere Bilder hoch? In seinem Schauspiel »Draußen vor der Tür« schildert Wolfgang Borchert das Schicksal eines Heimkehrers aus der Kriegsgefangenschaft, dem keiner eine Tür öffnet, den niemand willkommen heißt. Jesus hat ein Angebot für Menschen, die nirgendwo zu Hause sind: Für Menschen, die sich mit Schuld beladen haben; für Menschen, die sich mit dem Tod nicht abfinden können. Er hat den Weg zum Leben erkämpft. Mit dem Einsatz seines Lebens. Als ein Abgelehnter musste er am Kreuz verbluten. Doch die Grabestür öffnete sich. Der Zugang zur Bergung bei seinem Vater ist offen. Für jeden. Darum lädt er ein: »Ich bin die Tür.«
Rot und Weiß - die mit Lammesblut bestrichene Tür. Sie erinnert an das Passah in Ägypten und an das offene Grab. Jesus ist auferstanden. Es ist Licht geworden. Der große Stein ist weggewälzt. Die Tür ist zum lichten Durchgang geworden, vom Tode zum Leben!
»Ich bin das Licht der Welt!« (Johannes 8, 12)
Wer kennt nicht diese dunklen Stunden, der Wanderungen durch »finstere Täler«? Großer Kummer und schwere Not können zu solch einer »Sonnenfinsternis« in unserem Leben führen: Streit mit gegenseitiger Kränkung und Abwertung. Schuld, die wir uns selbst am allerwenigsten verzeihen können. Dennoch gibt es ein Licht, das hell strahlt: Jesus. Er sagt: »Ich bin das Licht der Welt!« Dieses Licht erhellt nicht nur unserer Finsternis, sondern wärmt uns auch, so dass wir wieder Leben verspüren. Jesus setzt uns nicht nur der Wahrheit aus, sondern er liebt uns. Er ist für alle da, die sein Licht hereinlassen.
Gelb und weiß - in wenigen Linien ist hier eine Sonne kreuzgeteilt, das hereinbrechende, sich verschenkende Licht angedeutet.
»Ich bin das Brot des Lebens!« (Johannes 6, 35)
Wir haben Brot genug. Ganze Butterbrote wandern in die Papierkörbe auf den Schulhöfen. Im Gegensatz dazu hungern Kinder in der Dritten Welt. Durch Eiweißmangel sind ihre Bäuche von Wasser aufgetrieben, die Beine gequollen. Doch es gibt auch einen inneren Hunger, den Hunger, angenommen und anerkannt zu werden. Den Hunger, Liebe und Geborgenheit zu erleben. Kurz - den Hunger nach Leben schlechthin. Jesus sagt »Ich bin das Brot des Lebens!« Wie Brot gebrochen wird, um es zu essen, so wurde sein Leib für uns gebrochen, damit wir Kraft haben, zu hoffen und zu teilen, zu schweigen und zu reden, zu leiden und zu kämpfen. Kurz - zu leben.
Das blaue Fenster mit dem gelben Farbton in der Mitte zeigt das gebrochene, geteilte Brot - seinen Leib, damit alle, die davon essen, das Leben haben.
»Ich bin der Weinstock!« (Johannes 15, 5)
Ein Weinstock besteht aus dem Stamm und den Zweigen, an denen die Rebe als Frucht ansetzen. Jesus greift das Bild vom Weinstock mit seinen Reben auf: »Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich ihn ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.« Jesus lädt damit zu einer Lebensgemeinschaft mit ihm ein. Er ist der Stamm, aus dem wir wie die Reben Lebenskraft ziehen können. Es kommt nun alles darauf an, dass die Reben mit dem Stamm verwachsen sind. Abgetrennt von Jesus welkt unser Leben dahin wie eine Rebe, die vom Weinstock abgeschnitten wurde. Der Lebensstrom ist unterbrochen. Wenn wir uns aber Jesus Christus ganz anvertrauen, sind wir mit ihm verwachsen. Diese lebendige Verbindung lässt in unserem Leben gute Früchte heranreifen.
Das rote Fenster mit dem Kelch lässt den Weinstock erkennen, dahinter das Kreuz: Christus hat sich hingegeben. Er, der wahre Weinstock Gottes, hat sein Blut vergossen, damit alle, die davon trinken, leben.
Die Zieglerschen
Die Zieglerschen sind ein diakonisches Unternehmen mit Hauptsitz im oberschwäbischen Wilhelmsdorf. Gegründet vor mehr als 175 Jahren betreiben wir heute Kliniken, Seniorenzentren, Schulen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Internate, Kindergärten, Therapiezentren, Beratungsstellen und vieles mehr an rund 60 Standorten zwischen Stuttgart und Bodensee.
In der traditionsreichen Einrichtung arbeiten rund 3.000 Frauen und Männer für über 8000 Kundinnen und Kunden.
Sie betreuen Kinder, Erwachsene und Senioren mit Behinderungen. Sie helfen Drogensüchtigen, Alkoholkranken oder Menschen mit Essstörungen. Sie beraten und behandeln Kinder mit Sprach- und Hörproblemen. Sie bilden Nachwuchs für Heilberufe aus. Sie pflegen Seniorinnen und Senioren. Sie unterstützen Jugendliche, die in schwierigen Situationen Unterstützung brauchen.
Mehr Informationen: www.zieglersche.de